Von Kyoto Station fuhren wir zusammen mit uniform-gekleideten Schulkindern im Bus, vorbei an vielen Haltestellen mit Schreinen und Tempeln, bis wir in der Nähe des Philosophenwegs ausstiegen, um zu unserem Airbnb-Apartment in einem neu gebauten Reihenhaus zu kommen. Dort war alles schick, komfortabel, praktisch und platzsparend ausgestattet – was fehlte, war die Gastgeberin. Der Wohnungsschlüssel lag jedoch am vereinbarten Platz, die Wohnung war für uns vorbereitet. Nur das Ankommen und Sich-Ausbreiten in einer fremden Wohnung fühlte sich sonderbar an.
Nachdem wir unser Gepäck verstaut hatten, nahmen wir die bereitgestellten Fahrräder und fuhren los in Richtung Innenstadt, wo wir uns mit Jia, Airbnb-Freund aus Osaka bzw. Taiwan, verabredet hatten. Wir schlenderten die Touristen-Viertel ab, aßen Sushi, fotografierten Geishas und besuchten den ersten Schrein in Kyoto. Auffallend war, dass man an vielen Stellen Kimonos zum Ausleihen angeboten bekam und viele Menschen dieses angebot auch nutzten. Die Szenerie mit den Menschen in Kimonos und den alten Häusern erschien uns unwirklich: wie aus einem Film, wie in einer anderen Welt. Nach dem Abschied von Jia fuhren wir zum Apartment zurück und legten uns auf den bequemen Futons schlafen.
Die ruhige Nacht ohne Straßenlärm am Ortsrand von Kyoto – im Gegensatz zum Zimmer in Osaka – war wohltuend. Vogelgezwitscher weckte uns am Morgen. Nach dem Frühstück gingen wir ein kurzes Stück bis zum Philosophenweg und bummelten ihn gemütlich entlang – zusammen mit vielen anderen Touristen, die wie wir die Kirschblüten fotografierten. Am Ende (oder am Anfang?) des Philosophenwegs besuchten wir den „Silbernen Tempel“. Danach fuhren wir in die Innenstadt, gerade rechtzeitig für eine kleine besinnliche Pause am Fluss. Wir entdeckten wir das freundliche Restaurant Ohkinakabu, wo wir es uns schmecken ließen. Heimfahrt auf unseren Rädern – Feierabend.
Am folgenden Tag standen wir früh auf, um die 10 km zum Ryoanji/Ryoan-Tempel zu radeln, und zwar rechtzeitig, um gegen 8 h bei Öffnung des Tempels da zu sein. Das sei die Zeit, so hatte Stefan gelesen, zu der der Tempel noch nicht voller Besucher sei. Nun, wir waren gegen 8:30 h dort, mit noch wenigen anderen Besuchern. So hatten wir Zeit und Ruhe im Steingarten: Ein Foto des Gartens, das er als Jugendlicher gesehen hatte, war Ursprung von Stefans Interesse an Japan. Wie die Schulklassenkinder zählten auch wir die drei Steingruppen: itchi, ni, san, chi, go. Stefan ließ sich die Zeichen auf dem berühmten Handwaschbecken erklären und kaufte sich ein Pilgerstempelbuch vom Ryoanji. Nach seinem ersten Stempel vom Ryoanji sammelte Stefan auf der Fahrt in Richtung Stadt weitere Stempel, u. a. im Goldenen Tempel. Im Garten des Kaiserpalastes machten wir eine Pause und entdeckten dort einen Tempel für Musik, der um 17 h leider schon geschlossen war (der weiblichen Gottheit Saraswathi/Benten). Abendessen bei Ohkinakabu, zurückradeln – es war ein langer Tag, und die Fahrradsattel waren hart und schmal …
Tags darauf war Sonntag – Tempeltag. Wir gingen nochmal zum Silbernen Tempel und Stefan bekam dort seinen Stempel. Danach waren wir im Eikan-Tempel – mit Zeremonie, viel Ruhe, viel Platz und Zeit für eigene Besinnung. Später in der Stadt herumgeradelt, schließlich gerade noch rechtzeitig im Musikertempel mit einem freundlichen Tempel/Stempelwächter. Am Abend nur teure Restaurants gesehen und keinen Fahrradabstellplatz. Schließlich zeigte ein netter junger Mann uns einen öffentlichen Abstellplatz für unsere Räder. Von dort aus landeten wir im Selbstbedienungsrestaurant Moku-Moku. Zurück ins Zimmer und packen, da wir am nächsten Tag früh raus wollten, um mit dem 8 h-Bus ins lebhaft-bunte Osaka zurückzufahren.